Der Europäische Biber

(castor fiber)

Der Biber ist eine der Schlüsselarten in unserem Ökosystem[i]. Er gestaltet seinen Lebensraum und schafft damit neue Refugien für eine Vielzahl anderer Lebewesen – er ist ein Öko-Ingenieur.


Sein „Wohnzimmer“ ist ein Hohlraum in seiner Burg. Da er semiaquatisch (im Wasser und an Land) lebt, legt er Wert auf ein trockenes Lager mit Unterwasserzugang. Das ist selbst im Winter warm genug und schützt vor seinen Feinden wie Fuchs und Wolf. Lässt es die Uferbeschaffenheit zu, gräbt er seinen Bau unterirdisch. Fällt ihm dann doch die Decke ein, wird mit Ästen ausgebessert und mit Schlamm abgedichtet. Kann er nicht graben, baut er oberirdische Burgen aus mit Schlamm verfüllten Ästen. Der Zugang führt auch hier unter die Wasseroberfläche.


Reicht der Wasserstand nicht für einen Unterwasserzugang, baut er Dämme. Die erhöhen die Wassertiefe bis auf etwa 70 cm. Das genügt ihm schon.[ii]


Der Biber, in der Fabel heißt er Meister Bockert, lebt im Familienverband mit den Jungen aus zwei bis drei Jahrgängen in festen Reviergrenzen. Im Schnitt besteht eine Familie aus fünf Tieren. Im Frühjahr werden die Jungen geboren. Es sind zumeist zwei bis drei. Gewöhnlich erreicht eines davon die Geschlechtsreife und muss sich ein neues Revier erobern. Die Elterntiere bleiben lebenslang zusammen. Biber sind sehr gutmütig und familiär, verteidigen ihr Revier jedoch heftig. Die Reviergröße hängt vom Nahrungsangebot ab und ernährt die ganze Familie dauerhaft.[iii]


135 cm kann ein Erwachsener Biber messen. Davon allein 35 cm der flache, geschuppte Schwanz, Kelle genannt. Bis zu 30 kg bringt er auf die Waage und wird durchschnittlich fast 10 Jahre alt. Er ist unser größter Nager.


Um schnell wieder im sicheren Wasser zu sein, nutzt der Biber auf Nahrungssuche in der Regel nur höchstens 10 bis sehr selten 20 m Uferstreifen auf eine Gewässerlänge von 1,5 bis 3,5 km. Ist eine ergiebige Futterquelle gefunden, legt er gerne kleinere Dämme und Kanäle an. Schwimmend ist er wesentlich schneller und sicherer unterwegs als zu Fuß.


Seine Nahrung ist rein pflanzlich. Wächst genug nahrhaftes Grün im und am Wasser, frisst er höchstens zarte Zweige und dünne Stämmchen am Ufersaum. Im Winter jedoch fällt er auch große Bäume, um an die leichter zu verzehrenden Zweige zu gelangen. Dabei frisst er nur Rinde und das darunter liegende nahrhafte Kambium. Da die normalerweise im Auenbereich vorkommenden Gehölze immer wieder ausschlagen, wächst die Biomasse im Revier eher, als dass sie abnimmt. Dadurch und aufgrund der Lebensweise in festen Revieren, kann es keine Überpopulation von Bibern geben.[iv]


In kritischen Bereichen gibt es eine ganze Reihe von Maßnahmen, die es möglich machen, mit dem Biber leben zu können. Wertvolle Bäume lassen sich durch einfache Baustahlmatten schützen. Gefährdete Uferbereiche, etwa an Bahndämmen, können mit einem Grabschutz versehen werden. Bei Biberdämmen, die z. B. Wege überfluten, ist eine Drainage im Damm ein probates Mittel, die Wasserhöhe auf ein für Mensch und Biber erträgliches Maß zu regulieren.[v]


Eine Entnahme führt nur sehr kurzfristig zu einer scheinbaren Lösung. Ein dadurch frei gewordenes Revier wird bald wieder besetzt sein.


Im Hinblick auf den Wasserhaushalt in unserer Landschaft ist der Biber eine wertvolle, kostenlose Hilfe. Er hält das Wasser im Gelände und schützt vor Trockenheit, Überschwemmungen und erneuert unser Grundwasser.[vi]



Versuchen wir, ohne Wenn und Aber, mit dem Biber zu leben. Er ist ein liebenswerter Zeitgenosse, der unser Ökosystem bereichert und gestaltet. Er hilft, die Artenvielfalt, die unsere Natur und wir zum Überleben brauchen, zu retten.


Henry Diesner - Biberberater


Quellen:

[i] LBV, https://www.lbv.de/ratgeber/naturwissen/artenportraits/detail/biber/

[ii] Zahner, Schmidbauer, Angst, Schwab: „Der Biber, Baumeister mit Biss“ 2020, S. 87 ff

[iii] Ebd.: S. 14 ff

[iv] Ebd.: S. 36 ff

[v] Ebd.: S. 153 ff

[vi] Ebd.: S. 170 ff

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